Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage
Als dritte Bildungseinrichtung im südlichen Nürnberger Land erhält die Fachakademie für Sozialpädagogik die Auszeichnung „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“. Bereits seit 2007 führt das Leibniz-Gymnasium den Titel, die Realschule Feucht folgte 2017. Regionalkoordinator Bertram Höfer (links) erläutert Schülersprecherin Laura Waizmann, Projektpate Zekarias Kebraeb und Schulleiterin Gabriele Reiser (von links) die Verantwortung, die mit der Auszeichnung einhergeht. | Foto: Geist
ALTDORF – Respekt, Pluralismus, Menschenwürde, Akzeptanz, Courage und Solidarität: Dafür wollen die Schüler der Fachakademie für Sozialpädagogik eintreten. Deshalb haben sie sich dem bundesweiten Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ angeschlossen.
Auf Bezirskebene koordiniert Bertram Höfer die Initiative „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, mit 2600 Schulen das inzwischen größte Schulnetzwerk Deutschlands. Er erinnerte die Schüler an ihr Versprechen, Ausgrenzung, Gewalt und Diskriminierung zum Thema zu machen, hin- statt wegzuschauen und künftige Schülergenerationen mitzunehmen.
Mit dem Aufhängen der Plakette ist der Weg laut Höfer nämlich nicht abgeschlossen – im Gegenteil. „Ihr Auftrag ist es nun, sich auf den Weg zu machen und das Versprechen mit Leben zu füllen.“ Mit Hilfe ihres Paten sollen Schule und Schüler ihre Haltung und Überzeugung in die Öffentlichkeit tragen.
Prominente Paten
Um sich dem Netzwerk anzuschließen, benötigt jede Schule einen – möglichst prominenten – Paten. Das Leibniz-Gymnasium etwa vertritt die Band Superskank, die Feuchter Realschule Bürgermeister Konrad Rupprecht. Die Schüler der Fachakademie haben Buchautor und Journalist Zekarias Kebraeb kontaktiert und für das Projekt gewonnen.
Kebraeb kam vor 13 Jahren als eritreischer Flüchtling nach Deutschland, absolvierte Ausbildung und Schule und veröffentlichte seine Geschichte 2011 im Buch „Hoffnung im Herzen, Freiheit im Sinn“. Nach fünf Jahren auf Lesereise, einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und unzähligen Interviews mit diversen Medienhäusern versucht sich Kebraeb heute selbst als Journalist.
Vor den Altdorfer Schülern berichtete er, dass er einen oppositionellen Radio- und TV-Sender unterhält. Damit sendet er in seine Heimat Eritrea und versucht, dort die Demokratie zu fördern. Ein denkbar schwieriges Unterfangen, denn Eritrea steht auf der Rangliste der weltweiten Pressefreiheit auf Rang 179 von 180; private Medien sind verboten, das Internet ist zensiert, Journalisten droht Verfolgung, Haft und Folter.
„Rassismus und Diskriminierung schadet uns allen“, sagte Kebraeb in Altdorf und richtete einen einfachen Wunsch an die Schüler: „Kinder sollen keine Angst haben, zur Schule zu gehen.“
Damit schlug er – bewusst oder unbewusst – den Bogen zu den Schülern der Fachakademie und deren künftiger Tätigkeit. Schülersprecherin Laura Waizmann definierte es als Aufgabe aller angehenden Erzieher, „Kinder zu weltoffenen Menschen zu machen. Zu Kindern, die einstehen für sich und andere und die sich für eine bunte Zukunft einsetzen“. In einer kurzen, prägnanten Rede erläuterte sie, warum sich die Schüler entschieden hätten, Vielfalt zu akzeptieren, zu bewundern und zu leben.
„Hass und Verachtung werden uns einander niemals näher bringen. Vielmehr ist es Buntheit und Vielfalt, die uns reich machen“, sagte Waizmann und forderte, dass niemand wegen Abstammung, Sprache, Herkunft, Glaube, politischer Meinung oder sexueller Orientierung benachteiligt oder ausgegrenzt werden dürfe.
In einer schriftlichen Vereinbarung hatten sich die Schüler bekannt, diskriminierende und rassistische Handlungen aufzudecken und zu verfolgen; Wege zu finden, diese künftig zu verhindern; und Projekte und Aktionen umzusetzen, die Diskriminierung und Rassismus zum Thema haben.
„Fing nicht mit Gaskammer an“
Dass diese Grundsätze nicht erst mit dem Aufhängen des neuen Schilds an der Fachakademie gelten, stellte stellvertretender Schulleiter Klaus-Jürgen Roß in einer kurzen Ansprache heraus. „Wir freuen uns über den Titel, aber vielfältig, bunt und tolerant sind wir schon immer.“
Und stellvertretender Landrat Norbert Reh gratulierte Schule und Schülern im Namen des Landkreises zur Auszeichnung. Er forderte alle Anwesenden auf, Rassismus nicht zu akzeptieren und wünschte den Schülern Mut, Selbstvertrauen, Verständnis und Durchsetzungsvermögen.
Letzteres beweist gerade eine Sozialkunde-Klasse der Fachakademie. Sie hat sich hartnäckig dafür eingesetzt, eine Studienfahrt nach Auschwitz zu unternehmen und diese umfangreich zu dokumentieren und zu reflektieren. Ihr Lehrer Christian Rechholz unterstützt sie dabei. Bei der Feierstunde mahnte er angesichts einer zusehends verrohenden Sprache in Politik und Gesellschaft: „Es fing nicht mit Gaskammern an. Sondern damit, dass von ,wir‘ und ,die anderen‘ gesprochen wurde.“